Musketiere am Col de la Madeleine (überarbeitet)

Gepostet von am Jun 30, 2015 in Allgemein, Featured, Genf > Nizza 2015 | Keine Kommentare

Musketiere am Col de la Madeleine (überarbeitet)

Wir verlassen Albertville nach einem Versorgungsstopp beim Supermarkt. Albertville sammelt auch beim zweiten Aufenthalt nach der Pfingsttour im letzten Jahr keine Pluspunkte. Vom Glanz einer Olympiastadt ist eigentlich rein gar nichts mehr übrig, viele nicht renovierte, leer stehende Häuser, viel Industrie und keine einladende Innenstadt. Einzig der mittelalterliche Teil „Conflans“ den wir ja auch für unser abendliches Picknick gewählt haben, versöhnt etwas.

Die Momente des Leidens und des Glücks liegen bei solchen Blicken nah beieinander

Die Momente des Leidens und des Glücks liegen bei solchen Blicken nah beieinander

Wenn’s irgendwie geht, planen wir die Etappen immer so, dass vor dem Einstieg in die bevorstehende Paßstrasse einige flache Kilometer zum Einrollen zu absolvieren sind. So ist es glücklicherweise vor dem Col de la Madeleine, denn da stehen uns 24 km Steigung mit einem Höhenunterschied von stolzen 1500 m bevor. Das ist schon alleine anstrengend genug. Nun kommen noch die enorm hohen Temperaturen dazu. Bis ca. 7 km vor der Paßhöhe sind immer wieder Schattenpassagen dabei, dann aber keine einzige mehr! Der Col de la Madeleine gilt auch bei den Radprofis als einer der anstrengendsten, obwohl er nicht der höchste und nicht der bekannteste ist. Ein Freund von uns nannte Madeleine mal Schlampe (Frauen bitte weglesen).

 

Schließlich sind alle oben angekommen, Peter und Fabian zuerst, einige Zeit später ich und kurz danach Dirk, der auf den letzten Metern von Peter begleitet wird, der ihm noch mal entgegengefahren ist. Oben sind alle unglaublich glücklich: Blick auf den Mont Blanc kombiniert mit Zufriedenheit und Stolz ob des geleisteten.

 

Peter stilistisch perfekt bei der rasenden Abfahrt vom Col de la Madeleine

Peter stilistisch perfekt bei der rasenden Abfahrt vom Col de la Madeleine

Die Abfahrt ist schnell erzählt: Mit hohem Tempo geht’s hinunter ins Arc-Tal. Im Tal angekommen stehen noch 9km auf einer stark befahren Straße nach Saint-Jean-de-Maurienne auf dem Programm. Gut, dass wir Peter dabei haben, der fitesste in der Gruppe. Er setzt sich als Lokomotive an die Spitze, alle anderen im Windschatten hinterher. Peter hält jede „bestellte“ Geschwindigkeit exakt ein, so dass keiner abreißen lassen muss. Danke Peter!

 

Peter in der Führungsarbeit - die perfekte Lokomotive

Peter in der Führungsarbeit – die perfekte Lokomotive

Unser Tagesziel Saint-Jean-de-Maurienne steht derzeit voll und ganz im Zeichen der Tour de France, die in diesem Jahr ‘mal wieder vorbei kommt. Jedes Schaufenster, egal ob Metzger, Friseur, Geschenkeladen oder Autowerkstatt hat irgendein Fahrrad im Fenster stehen oder an der Fassade hängen, dazu mindestens eine Flagge der berühmten Trikotfarben gelb, rot gepunktet, grün oder weiß! Es ist, egal wie man zum Profiradsport steht, einfach ergreifend und lustig. Hier lebt man mit dem Radsport und natürlich mit der weltweit größten Einzelveranstaltung im Sport.

Wir schlagen im Hotel Saint-Georges, was ich schon aus dem Vorjahr kenne. Der größte Pluspunkt angesichts der tropischen Termperaturen: die Klimaanlage! Das stellt einen vernünftigen Schlaf sicher.

Das Hotel ist perfekt auf Radfahrer eingestellt, es gibt in abgesperrten Räumen 60 Fahrradabsteller und die Leute dort sind supernett und wissen, was die Freunde des Radsports nach einem anstrengendem Tag brauchen: Die überaus freundliche Dame des Hauses lädt uns noch bevor wir die Zimmer bezogen haben, auf eine Getränkerunde ein – begrüßt uns mit französischem Akzent „Sie sind kaputt, oder?“ Nett, oder?

Es war einer der Tage, die man sich in seinem Lebenskalender deutlich markieren muss! Nicht wegen der geschafften sportlichen Herausforderung (73km mit 1792 Höhenmeter), sondern wegen des Glücks mit dem Wetter und den Momenten oben am Col de la Madeleine.

>>>>>>>>>>>>  Einschub nach dem Essen und nach dem Absacker in einer franz. Bar:

Es war ein richtig heißer Tag für uns im wahrsten Sinne des Wortes! Auf 2000m Höhe waren’s noch 24°C im Schatten. Zwischendurch zeigte das Thermometer in der Sonne 35°C, in einigen Passagen strahlte der Asphalt enorme Wärme ab. Genau dann stellt sich die Frage, wie man auf die Idee kommt, 7 Tage über die höchsten Paßstrassen Europas zu fahren bei durchgängig mehr als 30° C …. Aber noch immer mag keiner aus der Gruppe richtig jammern, da jeder weiß, dass schlechtes Wetter in den Hochalpen alles andere als fahrradfreundlich sein kann.
Also jagt jeder mehrere Liter Flüssigkeit am Tag durch den Körper und bisher sind alle wohlauf – nur ein bisschen kaputt, wie uns vorhin auch die Hoteldame  bei Eintreffen beschrieb …

Gute Nacht!

Hier sind die Musketiere:

Hochstimmung nach 24km Anstieg zum Col de la Madeleine auf 2000m Höhe

Hochstimmung nach 24km Anstieg zum Col de la Madeleine auf 2000m Höhe

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